Warum mir dieses Thema am Herzen liegt
Als Sammlerin und Forscherin begegne ich immer wieder Münzen, die durch wohlmeinende, aber falsche Pflege dauerhaft geschädigt wurden. Häufig stammen diese Schäden nicht von Lagerung im Keller oder vom Alter, sondern von alltäglichen Fehlern: Polieren mit Zahnpasta, Aufbewahrung in ungeeigneten Hüllen oder das Reinigen mit aggressiven Chemikalien. In diesem Artikel schildere ich fünf weitverbreitete Konservierungsirrtümer, erkläre, warum sie schaden, und gebe praktikable Alternativen, die helfen, den Wert und die Geschichte Ihrer Münzen zu bewahren.
Fehler 1: Münzen polieren oder mit Hausmitteln reinigen
Der Drang, Patina zu entfernen und die Münze „wie neu“ aussehen zu lassen, ist verständlich — doch genau das zerstört oft den historischen Charakter und reduziert den Sammlerwert drastisch. Mechanisches Polieren (etwa mit Pasten oder Scheuermitteln) verursacht Mikrokratzer, verändert die Oberflächenstruktur und entfernt die feinen Reliefdetails. Säuren aus Hausmitteln wie Essig oder Zitronensaft lösen Metalllegierungen an und hinterlassen ungleichmäßige Verfärbungen.
Stattdessen empfehle ich:
- Nur mit trockenem, weichem Pinsel oder mit destilliertem Wasser und einem weichen Pinsel reinigen, falls unbedingt nötig.
- Auf aggressive Chemikalien komplett verzichten — auch handelsübliche "Münzreinigungs"-Kits sind oft zu invasiv.
- Für hartnäckigen Schmutz eine konservatorische Beratung suchen oder sanfte mechanische Methoden unter dem Lupenlicht anwenden.
Fehler 2: Münzen mit bloßen Händen anfassen
Fingerabdrücke sehen auf glänzenden Flächen harmlos aus, bringen aber Öle, Schweiß und Salze auf die Münze. Diese Rückstände fördern Korrosion — besonders bei Kupfer oder Silber. Selbst bei scheinbar sauberen Händen können unerkannte Fettreste Probleme verursachen.
Meine Empfehlungen:
- Immer Handschuhe tragen: dünne, puderfreie Nitrilhandschuhe sind meiner Erfahrung nach besser als Baumwollhandschuhe, weil sie weniger Faserrückstände hinterlassen.
- Münzen nur an den Rändern anfassen, wenn Handschuhe nicht verfügbar sind — und niemals auf die Feld-/Hauptflächen greifen.
- Beim Fotografieren oder Bestimmen Werkzeuge wie Pinzetten mit weichen, gummierten Spitzen verwenden.
Fehler 3: Falsche Aufbewahrungsmaterialien benutzen
PVC-haltige Flips, säurehaltige Papiere oder ungeeignete Schaumstoffeinlagen können auf lange Sicht drastische Schäden verursachen: grünliche Verfärbungen bei Kupfer, weiße Ausblühungen bei Silber oder klebrige Ablagerungen auf der Oberfläche. Leder, bestimmte Holzarten und Stoffe mit Schwefel oder Säuren sind ebenfalls problematisch.
Beispiele und Alternativen:
| Fehlerhaftes Material | Schaden | Empfohlene Alternative |
|---|---|---|
| PVC-Flips | Weichmacher wandern, klebrige Rückstände, grüne Verfärbung | Mylar- oder Polypropylen-Flips, Münzkapseln aus Acryl oder Polystyrol (säurefrei) |
| Säurehaltige Papiere/Etiketten | Verfärbungen, säurebedingte Korrosion | Archivalisches Papier, säurefreie Kartonierung, pH-neutrale Klebebänder |
| Leder/Bestandteile mit Schwefel | Schwefelhaltige Anlaufen (besonders Silber) | Aufbewahrung in Kunststoffboxen oder in säurefreien Kartons |
Ich verwende in meiner eigenen Sammlung bevorzugt Polypropylen-Hüllen, Acrylkapseln bekannter Hersteller und für wertvolle Stücke maßgeschneiderte Münzkapseln. Wichtig ist: Materialien sollten als „archival safe“, säurefrei oder inert gekennzeichnet sein.
Fehler 4: Unsachgemäße Lagerbedingungen
Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, hohe Luftfeuchte, direkte Sonneneinstrahlung oder die Lagerung in Räumen mit Abgasen können Korrosion und chemische Reaktionen beschleunigen. Besonders gefährdet sind Legierungen mit hohem Kupferanteil und Silbermünzen, die auf Schwefelverbindungen reagieren.
Praktische Maßnahmen, die ich empfehle:
- Konstante Raumtemperatur und relative Luftfeuchte zwischen 30–50 % anstreben.
- Silikagel-Päckchen (Regenerierbar) in Vitrinen und Aufbewahrungsboxen verwenden; regelmäßig prüfen und erneuern.
- Münzen nicht in Kellern oder Dachböden lagern, die starken Klimaschwankungen ausgesetzt sind.
- Keine Lagerung neben Holz, Wachsartikeln oder Materialien, die Dämpfe abgeben (z. B. einige Farben und Klebstoffe).
Fehler 5: Unsachgemäße Reparaturversuche und Überkonservierung
Ich sehe oft Münzen, die „repariert“ wurden: aufgerundete Kanten durch Nachprägung, angeätzte Flächen zur Fleckenentfernung, oder gar Aufträge von künstlicher Patina. Solche Eingriffe sind in der Regel irreversibel und mindern den wissenschaftlichen und numismatischen Wert. Überkonservierung — etwa exzessive Auftragsreinigungen oder falsche Konservierungswachse — kann natürliche Oberflächen zerstören.
Was stattdessen tun?
- Bei Unsicherheit professionelle Restauratorinnen oder Restauratoren konsultieren. Museen und unabhängige Konservatoren geben oft (gegen Honorar) eine Schadensanalyse und konservatorische Empfehlungen.
- Dokumentieren Sie Zustand und etwaige Veränderungen fotografisch, bevor Sie eingreifen.
- Bei Schutzbedarf statt umstrittener Wachse lieber eine reversible Methode wählen; wenn Wachs eingesetzt wird, nur Produkte verwenden, die in der Konservierung empfohlen werden (z. B. Renaissance Wax wird von vielen Museen genutzt, aber nur sparsam und gezielt).
Praktische Checkliste für den Alltag
- Berühren: Nitrilhandschuhe anziehen oder nur an den Rändern anfassen.
- Reinigen: Keine Hausmittel; nur destilliertes Wasser und weiche Bürste oder fachliche Beratung.
- Aufbewahrung: PVC-freie Hüllen, säurefreie Materialien, geeignete Münzkapseln.
- Lagerung: Konstante Temperatur, 30–50 % RH, Silikagel nutzen.
- Konservierung: Nicht experimentieren — bei wertvollen Stücken konservatorischen Rat einholen.
Hilfreiche Produkte und Ressourcen
Es gibt gute, konservatorisch akzeptierte Produkte: pH-neutrale Kartons, Mylar-Flips, säurefreie Etiketten und bewährte Silikagel-Packungen. Für die Recherche und fachliche Beratung empfehle ich Literatur aus der Restaurierungsforschung sowie den Austausch mit Museumskonservatorinnen und -konservatoren. Verbände wie ICOM-CC oder nationale Konservierungsorganisationen bieten Leitfäden zur sicheren Aufbewahrung von Metallen.
Wenn Sie möchten, kann ich in einem weiteren Beitrag typische Schäden anhand von Fotos analysieren (anonymisiert oder mit Ihrer Zustimmung). Schicken Sie mir gern Bilder Ihrer Münzen — ich beschreibe dann mögliche Ursachen und sichere Schritte zur Schadensbegrenzung.